Während einige Vereine aus der Region bisher glimpflich durch die Corona-Pandemie gekommen sind, haben andere stark gelitten. Neben zum Teil großen finanziellen Einbußen fehlten vor allem auch die zwischenmenschlichen, gesellschaftlichen Aspekte, die das Vereinsleben ausmachen. Veranstaltungen, Proben, Kurse, Feste oder Trainingseinheiten waren auf einmal verboten.

Julia Grimm ist die Ehrenamtsbeauftragte des Landkreises Ostallgäu und sagt: „Durch die Lockerungen konnten teilweise wieder Proben und Treffen unter Auflagen stattfinden. Dennoch stehen viele Vereine durch die Corona-Pandemie vor Herausforderungen, deren Auswirkungen noch nicht ganz absehbar sind."

Web-Seminar für Vereine

Um den Vereinen unter die Arme zu greifen, bot das Landratsamt ein Web-Seminar zum Thema „Vereine und Corona – wenn nichts mehr so ist, wie es war" an. Daran konnten Vereine aus allen Bereichen teilnehmen, um Informationen zu erhalten, wie man beispielsweise die interne Kommunikation aufrechterhält oder die Mitglieder weiterhin bei der Stange hält. „Es haben rund 20 Vereinsvertreter aus den Bereichen Sport, Förderverein, Feuerwehr, Trachten, Musik und vielen mehr teilgenommen", berichtet Grimm.

Thomas Gärtner ist Abteilungsleiter der Volleyballer des SV Mauerstetten und hat die Möglichkeit genutzt, am Webinar teilzunehmen. „Der Vortrag war sehr hilfreich, gleichwohl wir viele der vorgestellten Tools schon angewendet haben", sagt Gärtner. Deutlich habe sich auch gezeigt, dass „wir uns aus Unwissenheit nicht vergraben dürfen, sondern aktiv handeln müssen, um die Mitglieder zu halten. Da habe ich auch in den Webinaren gemerkt, dass es noch viele Ehrenamtliche gibt, die die Herausforderungen angehen."

Kosten auf Minimum reduziert

Die Volleyballabteilung des SVM habe die Krise bisher ganz gut verkraftet, erläutert Gärtner. Schon zu Beginn wurden die laufenden Kosten auf ein Minimum reduziert, die Trainer haben freiwillig auf die Gehälter verzichtet und die Sponsoren seien größtenteils an Bord geblieben. Den Sportbetrieb hat der SVM ebenfalls recht zügig wieder aufgenommen. „Bei den ersten Lockerungen im Mai war uns klar, dass wir wieder ins Training einsteigen", sagt Gärtner.

Bereits zu Beginn der Pandemie habe der Verein Kontakt zur Ehrenamtsstelle des Landratsamtes aufgenommen. „Dort wurde uns sofort geholfen und alle Fragen beantwortet", sagt Gärtner. Finanzielle Unterstützung brauche man in Mauerstetten allerdings noch nicht. „Beim Bayerischen Landessportverband haben wir zwar wie viele andere Vereine unsere laufenden Kosten und Ausgaben angegeben, jedoch keine finanziellen Mittel in Anspruch genommen."

Mangel an Neumitgliedern

Die Freiwillige Feuerwehr hingegen war während der Coronakrise stark eingeschränkt und sei es noch immer. Marcus Rothe und Stefan Müller, Vorsitzende der Freiwilligen Feuerwehr Rieder , sagen: „Sämtliche Vereinsaktivitäten sind komplett abgesagt und der aktive Dienst ist stark beeinträchtigt." Das Maifeuer sowie das Stadelfest, das in diesem Jahr zum 40. Mal stattgefunden hätte, mussten abgesagt werden.

„Normalerweise haben wir uns regelmäßig bei Übungen getroffen, was die altersübergreifende Kommunikation aufrechterhielt. Die Alten können ihre Erfahrung und ihr Wissen an die Jungen weitergeben." Dies entfalle nun. Übungen seien erst wieder seit September in Kleingruppen möglich. Mit anderen Vereinen haben sie allerdings zu Beginn der Coronakrise einen Einkaufsservice gegründet, um den Menschen im Dorf zu helfen.

Ein Problem, das aufgrund der Corona-Pandemie deutlicher in Erscheinung trete, sei die fehlende Nachwuchsarbeit. „Dies liegt aus unserer Sicht auch an dem stetig wachsenden Freizeitangebot und anderen Interessen." Früher sei man zur Feuerwehr gegangen, „weil die was im Ort bewegen und gemeinsam Zeit verbringen. Das schätzen die jungen Leute leider nicht mehr so wie früher", bedauern Müller und Rothe.

Das Webinar des Landratsamtes haben die beiden als sehr hilfreich empfunden: „Gerade die Möglichkeiten, gemeinsame Aktivitäten an digitalen Pinnwänden zu visualisieren, hat uns auf neue Ideen gebracht und uns bereichert."

Für den Verein Eine Welt Partnerschaft aus Füssen waren die vergangenen Monate nicht einfach. Er ist Träger zweier Weltläden in Füssen. Die Vorsitzende Edith Kaiser sagt: „Wir mussten zwischenzeitlich beide Läden schließen und unser Vereinsleben ist komplett zusammengebrochen." Die Hauptversammlung und das Vereinsfest mussten abgesagt werden. Da allerdings keine Neuwahlen anstanden, konnte der Arbeitsalltag ohne große Hindernisse fortgeführt werden.

Weltweite Folgen

Wirtschaftlich habe sich der Verein wieder etwas erholt, „aber wir bekommen aus der ganzen Welt die Folgen der Corona-Krise mit. Viele kleine Produzenten stehen am Rande ihrer Existenz, weil die heimischen Märkte zusammengebrochen sind." Manche Länder wie Nepal hätten immer noch geschlossene Grenzen, sodass keine Ware mehr geliefert werde. Langfristig könnten dadurch einige Waren wegfallen. „Einige Läden mussten schließen, weil der Umsatz eingebrochen ist", bedauert Kaiser.

Bezirksmusikfest 2021

Wie man sich selbst helfen kann, bewies der Musikverein Honsolgen . Das 63. Bezirksmusikfest findet vom 12. bis 16. Mai 2021 in Honsolgen statt. Da Werbung bei anderen Festen nicht möglich war – da diese abgesagt worden waren – haben die Musikerinnen improvisiert und kurzerhand Mund-Nasen-Schutz-Masken genäht. Diese waren mit dem Aufdruck „Bezirksmusikfest 2021 in Honsolgen" versehen.

Thomas Port, zweiter Vorsitzender des MV Honsolgen, erklärt dazu: „Wir sind überzeugt, dass sich der Bierzelt- und Blasmusikentzug durch die ausgefallenen Feste in diesem Jahr bei unserem Bezirksmusikfest 2021 so richtig entfalten kann." Bis dahin hoffen die Vereine auf weitere Lockerungen, um auch in Zukunft weiterhin bestehen zu können.

Die Volleyballerinnen des SV Mauerstetten haben die Corona–Krise bisher ganz gut verkraftet, schildert Abteilungsleiter Thomas Gärtner. Ins Training sei man bei den ersten Lockerungen schnell wieder eingestiegen. Im Bild ist die Frauenmannschaft bei ihrem Trainingsauftakt im Juni zu sehen. Archiv-Foto: Mathias Wild